In Deutschland gerät die demokratische Zivilgesellschaft immer stärker unter Druck. Die Union verbreitet mittlerweile regelmäßig Verschwörungserzählungen à la Orban und zweifelt die Grundrechte von Organisationen an. In Kommunen und Ländern blockieren CDU und AfD Fördergelder und attackieren Vereine, die gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen. Jetzt ist die SPD gefragt: Sie muss die Demokratiebewegung in der schwarz-roten Regierung schützen. Unterzeichne jetzt unseren Appell.
Unsere Forderung
Appell-Empfänger*innen
Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD)
Fraktionsvorsitzender Matthias Miersch (SPD)
SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann
CSU-Vorsitzender Markus Söder
Deshalb fordern wir: Schützen Sie die Zivilgesellschaft vor weiteren Angriffen und stellen Sie sicher, dass die Grundrechte der Vereine nicht länger bedroht werden. Sorgen Sie dafür, dass demokratisches Engagement ausreichend geschützt und gefördert wird.
5-Minuten-Info
Auch die Kleine Anfrage der Union im Februar 2025 war ein klarer Einschüchterungsversuch: Nur einen Tag nach der Bundestagswahl schickte die Union 551 Fragen an die noch amtierende Bundesregierung, mit denen sie 17 Organisationen angriff – darunter Campact, Foodwatch und die Amadeu Antonio Stiftung. Die Fragen zielten darauf ab, die Glaubwürdigkeit der Initiativen zu untergraben. So wollte die Union wissen, ob die Organisationen Gelder zweckentfremden oder einseitige Narrative verbreiten. Merz wetterte gegen die Zivilgesellschaft und beschimpfte Menschen zusätzlich als „linke Spinner“, die „nicht mehr alle Tassen im Schrank“ hätten.
Damit übernimmt die Union die Methoden der AfD. Die rechtsextreme Partei attackiert auf Landes- und Bundesebene gezielt jene, die sich für Demokratie, menschliche Migrationspolitik und Klimaschutz einsetzen. So greift die Merz-CDU sogar rechtsextreme Verschwörungsmythen auf. Sie behauptet, die Vereine seien Teil einer „Schattenstruktur“, eines vermeintlichen Geheimbündnisses aus linken Parteien und Zivilgesellschaft. Solche Vorwürfe nutzen Autokraten wie der ungarische Staatschef Viktor Orbán, um die eigene Zivilgesellschaft zu unterdrücken.
In der Bundesregierung liegt das Förderprogramm jetzt in der Zuständigkeit der CDU: Das Familienministerium unter Karin Prien (CDU) könnte „Demokratie leben“ nun verändern oder einkürzen – und damit die Vereine und Initiativen, die sich in der Fläche für demokratische Werte einsetzen, von wichtigen Ressourcen abschneiden.
Ohne Fördergelder und Gemeinnützigkeit können viele Vereine nicht überleben und sähen sich womöglich mit heftigen Steuernachzahlungen konfrontiert. Zudem schaffen die Angriffe der Union ein Klima der Einschüchterung, das noch mehr Vereine dazu bringen könnte, auf wichtige Demokratiearbeit zu verzichten. Der Ziviz-Survey, die einzige repräsentative Befragung der gesamten Zivilgesellschaft, zeigt, dass bereits 30.000 Vereine aus Angst vor dem Verlust der Gemeinnützigkeit verstummen.
Allerdings schafft das veraltete Gemeinnützigkeitsrecht, verstärkt durch das Attac-Urteil, Unsicherheit. Dieses Urteil hat die politische Arbeit von gemeinnützigen Organisationen stark eingeschränkt und führte dazu, dass auch Campact die Gemeinnützigkeit verloren hat.
Die drei wichtigsten sind:
- Das Programm „Demokratie leben!“ muss vor dem Zugriff der Union geschützt und seine Finanzierung gesichert werden.
- Wir brauchen ein Gesetz, das festhält, dass Demokratieförderung Regierungsauftrag ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass Programme und Gelder dauerhaft bereitgestellt werden.
- Demokratiearbeit muss endlich gesichert gemeinnützig sein. Außerdem brauchen wir eine Klarstellung, dass sich Organisationen an der öffentlichen Debatte und der politischen Willensbildung beteiligen können.
Auch in die Antwort der alten Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Union dürfte diese Haltung eingeflossen sein. Das Antwortschreiben vom 12. März 2025 liest sich wie eine peinliche Klatsche für die Unionsfraktion. Das federführende Finanzministerium hebt die zentrale Rolle der Zivilgesellschaft für die Demokratie hervor. Es verweist die Union auf die Versammlungsfreiheit und stellt klar: „Die Bundesregierung ist nicht befugt, Zuwendungsempfängern in Hinblick auf die Veranstaltung von Demonstrationen Vorgaben zu machen, sofern diese nicht Gegenstand einer Förderung sind.“ Es bestätigt auch, dass „gemeinnützige Organisationen politisch aktiv sein dürfen.“
Dadurch wird klar, inwieweit die Union den Diskurs über die Zivilgesellschaft aktuell verschieben will. Bei vielen Punkten, die der SPD wichtig waren, konnte sie sich in den Koalitionsverhandlungen nicht durchsetzen. Dennoch ist der Erhalt des Förderprogramms „Demokratie leben!“ dort festgehalten – und mit Lars Klingbeil sitzt ein SPD-Mann in der entscheidenden Position als Finanzminister, wenn es um Finanzen geht.